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Das Paradies war früher schönerOverlay E-Book Reader

Das Paradies war früher schöner

Kriminalroman | Ein Österreich-Krimi | Simon Ammer

E-Book (EPUB)
2024 Verlagsgruppe Droemer Knaur
Auflage: 1. Auflage
288 Seiten
ISBN: 978-3-426-44853-3

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€ 5,99

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Kurztext / Annotation
Jetzt das eBook zum Einführungspreis sichern! Mord ist schlecht fürs Geschäft! »Das Paradies war früher schöner« ist der erste Band einer humorvoll-skurrilen Krimi-Reihe aus Österreich, in der der herrlich verschrobene Oberst Benedikt Kordesch ermittelt, der zwar das Autofahren ebenso scheut wie den Alkohol, aber das Herz am rechten Fleck hat. Ausgerechnet zu Beginn der Sommer-Saison wird im Hotel Villa Paradies am Millstätter See in Kärnten ein prominenter Gast ermordet: Der Starkoch aus München liegt an einem makellosen Julimorgen erstochen in seinem Bett. In Wien ist man alarmiert, denn ein Abgeordneter aus der Region ist selbst Hotelier und außerdem ein guter Freund des Innenministers. Um den Fall möglichst schnell und geräuschlos aufzuklären, wird der scharfsinnige Oberst Benedikt Kordesch nach Kärnten geschickt, der unter Kollegen als »etwas wunderlich« gilt. Dank der eher spröden Einheimischen gestalten sich Kordeschs Ermittlungen zunächst mehr als zäh. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass er keine allzu hohe Meinung von denen hat, die hier das Geld und das Sagen haben. Allerdings ist es auch wenig hilfreich, dass sich der Oberst just in dem Moment in seine Hauptverdächtige verliebt, als eine zweite Leiche am sonnigen Seeufer treibt ... Der Auftakt einer österreichischen Krimi-Reihe mit dem besonderen Schmäh! Mit reichlich trockenem Humor lässt Simon Ammer in seinem Österreich-Krimi das Politische mit dem allzu Menschlichen kollidieren, die Liebe mit der Habgier und die Komik mit der Tragik. Vor der sommerlichen Kulisse Kärntens bietet der humorvolle Kriminalroman die perfekte Urlaubslektüre für alle, die es gern ein bisschen hintersinniger und schräger mögen.

Simon Ammer ist das Pseudonym eines österreichischen Autors. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, dies ist sein erster Kriminalroman. Bekannt geworden ist er als ebenso scharfer wie humorvoller Beobachter der österreichischen Gesellschaft und der Regionen des Landes.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Kein einziges Mal hatte Benedikt Kordesch während der viereinhalbstündigen Autofahrt gelächelt. Sein Magen schmerzte. Er saß starr auf dem Beifahrersitz, hatte die Hände in die Knie gekrallt und ließ sie nicht mehr los.

Während der Fahrt hatte Oberst Kordesch nur ein paar Sätze gesprochen. Er wusste, dass er der Oberstaatsanwältin Krakauer, die am Steuer saß und ihn immer wieder in ein Gespräch verwickeln wollte, als verschrobener und wunderlicher Mensch erschien. Er kannte das. Menschen wie Wiltrud Krakauer erschien die Welt normal. In Wahrheit aber war nicht die Welt normal, sondern nur ihr eigener Magen. Sie musste nicht mit den dauernden Krämpfen und dem sauren Aufstoßen leben. Sie kannte die chronische Gastritis nicht und konnte niemanden verstehen, der an ihr litt.

Als sie Seeboden erreichten, bewegte sich Kordesch und blickte aus dem Beifahrerfenster auf den Millstätter See. Er wusste nicht, wie viele Jahre er diesen See nicht mehr gesehen hatte. Er war so wunderschön wie immer. Der blaue Himmel darüber strahlte genauso wie in den Julitagen seiner Kindheit, als er hier mit den Eltern Urlaub gemacht hatte. Aber es hatte nicht nur diese perfekten Sommertage gegeben. An manchen Nachmittagen hatte sich der makellos blaue Himmel innerhalb einer Stunde verdunkelt. Schwere Wolken waren vom Großglockner her über den See gezogen, der so tief und so furchteinflößend und doch so schön war, und bald war flutartiger Regen niedergegangen. Hagelschlag war hier auch im Juli keine Seltenheit. Aber sogar die Weltuntergangsstimmung hatte Kordesch als Kind geliebt. Alles hier hatte er geliebt, bis er fünfzehn Jahre alt wurde. Und dann kam sie: die erste Katastrophe in seinem Leben. Doch verglichen mit den späteren Katastrophen in seinem Leben - besonders mit der Katastrophe - war die erste Katastrophe eigentlich lächerlich gewesen.

Hätte Kordesch sich von der Wiener Staatsanwältin nicht überreden lassen, nach Jahren wieder einen Fall als Ermittler zu übernehmen, dann hätte er diesen Sommertag genießen können. Aber er war ihm jetzt schon verdorben. Er wusste nur nicht, was ihn mehr störte: die Gastritis oder dieser Mord an einem Hotelgast.

Sie fuhren durch Seeboden. Kordesch erkannte den Ort nicht wieder, so viele riesige Supermärkte und Geschäfte reihten sich an der Hauptstraße aneinander. Und wie überall folgte auch hier inzwischen ein sinnloser Kreisverkehr dem anderen.

Die Staatsanwältin drehte sich zu ihm. Sie lächelte, als sie sah, dass er seine Knie losgelassen hatte. »Es muss schön sein, in die Heimat zurückzukehren«, sagte sie. »Besonders an einem solchen Sommertag.«

»Bitte schauen Sie auf den Verkehr!«, antwortete Kordesch. Sofort bedauerte er seine Schroffheit und versuchte, freundlicher zu sein: »Ja, ein schöner Sommertag. Für die Angehörigen des Toten ist er vielleicht nicht so schön.«

Auf dem Radweg rechts von ihnen war eine Gruppe von Rentnern auf E-Bikes unterwegs.

»E-Bike - Rollator - Rollstuhl - Tod. Das ist der Lauf des Lebens«, sagte Kordesch. »Ich dachte mir gerade: Nach dem zweiten Schlaganfall kaufe ich mir auch ein E-Bike.«

»Kordesch, ich brauche hier keine Schlaganfälle, das erledigen Sie bitte außerhalb der Arbeitszeit«, sagte die Staatsanwältin. »Noch einmal: Ich will, dass das hier ohne großes Aufsehen abläuft. Wenn es ein Tourist oder eine Arbeitskraft von außerhalb war, war es ein bedauerlicher Einzelfall, der überall hätte passieren können. Wenn es ein Einheimischer war, war es ebenfalls ein bedauerlicher Einzelfall. Sie kennen doch Herrn Schmölzer, den Politiker?«

»Wer kennt den nicht?«, murrte Kordesch.

»Ich sage es Ihnen gleich: Schmölzer wird die ganze Zeit vor Ort sein. Seien Sie freundlich zu ihm. Aber geben Sie ihm keine Informationen. Reden Sie nur mit mir. Und vergessen Sie nicht: Das Ganze ist ...«

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